Ziehen an der Leine, unkontrollierbares Jagen von Wild/Joggern/Radfahrern, Ressourcenverteidigung, Leinenaggression – all diese Dinge sind häufige Themen mit denen Hundehalter ins Training kommen.
Es wird nach konkreter Hilfestellung in diesen Problemsituationen gefragt. Hundehalter fragen was sie tun sollen, wenn ihr Hund in die Leine brettert um den Nachbarshund anzubrüllen. Was soll man tun, wenn der Rottweiler plötzlich zähnefletschend auf dem Sofa liegt?
Die Antwort ist so simpel wie unbefriedigend: Direkt in einer bereits eskalierten Situation ist es meistens am besten erstmal Garnichts zu tun. Egal ob man versucht mit Leckerchen abzulenken, oder ob man über Strafreize versucht, das Verhalten zu beenden, es wird höchstwahrscheinlich nichts nutzen. Schon garnicht dauerhaft.
Denn der Anfang und die Ursache des Problemverhaltens bleibt unbearbeitet. Problemverhalten fängt schon viel früher an. Es entsteht nicht von heute auf morgen, sondern es entwickelt sich.
Hunde beobachten uns den lieben langen Tag, beobachten unser Verhalten ihnen gegenüber und der Umwelt gegenüber. Sie kennen unsere Stärken, und noch besser unsere Schwächen. So entsteht ihr Bild von uns, zuhause, in den eigenen vier Wänden. Und genau da fängt es meistens an.
Hat ein Hund zuhause immer völlig freie Hand, so ist es nicht verwunderlich, wenn er auch draußen sein Ding durchzieht und sich nicht an seinem Menschen orientiert. Erlebt er uns schon zuhause als wenig durchsetzungsfähig, wieso sollte er uns dann draußen wichtige Entscheidungen überlassen?
Kann er keine Sekunde stillstehen, so wundert es nicht, dass er an der Leine zieht wie ein Ochse, sobald man los geht. Was in der Statik nicht klappt, klappt selten in der Dynamik.
Hat der Hund nie gelernt, einem Bewegungsreiz (Ball, Spielzeug etc.) nicht sofort hinterherzugehen, wird man ihn auch nicht stoppen können, wenn es um Wild oder Radfahrer geht.
Flippt ein Hund schon völlig aus, wenn ich nur die Leine in die Hand nehme, kann ich seine Aufregung dann zügeln, wenn andere Hunde in der Nähe toben?
Bin ich in der Lage Räume zuzuweisen oder zu verbieten? Kann mein Hund beispielsweise auf einer Decke liegen bleiben oder die Küche verlassen, wenn ich das sage? Wenn ja, wird es vermutlich auch kein Problem mit dem Sofa geben.
Egal welches Problemverhalten ein Hund zeigt, es beginnt immer bei den kleinen Dingen. Hier muss man ansetzen, um später auch erfolgreich verhindern zu können, dass der Hund Nachbars Dackel durch den Fleischwolf dreht.